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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 14.08.2008
Sonderausstellungen und Kulturprogramm des Jüdischen Museums Berlin im September und Oktober 2008
AVIVA-Redaktion
Das jüdische Museum bietet im kommenden Herbst ein abwechslungsreiches Programm, u.a. die Eröffnung der Sonderausstellung "Raub und Restitution", Veranstaltungen zur Dafur-Krise, Lesungen, Konzerte
Im September wird im Jüdischen Museum Berlin die Sonderausstellung "Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute" eröffnet: Sie zeichnet die historischen Abläufe, Zusammenhänge und Folgen des europaweiten Raubzuges der Nationalsozialisten nach. Im Mittelpunkt stehen der Weg einzelner Kulturgüter, die während der NS-Zeit ihren jüdischen BesitzerInnen entzogen wurden, und die Schicksale ihrer EigentümerInnen.
Mit der Darfur-Aktionswoche im Frühjahr 2007 lenkte das Jüdische Museum Berlin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die schweren Verbrechen im Sudan. Mehr als ein Jahr später ist der Konflikt nach wie vor ungelöst. In einer Diskussion mit Darfur-ExpertInnen blickt das Museum daher gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erneut auf die brutalen Menschenrechtsverletzungen in der sudanesischen Provinz.
Sonderausstellungen:
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Hochgestapelte Kisten in den Kreuzgängen des Klosters Tanzenberg/Kärnten, Mai 1945. Britische Soldaten entdeckten in dem Kloster das Lager der "Zentralbibliothek der Hohen Schule", deren Bestände zu einem Großteil aus geraubten Büchern bestanden © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien |
Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heuteAuch sechzig Jahre nach Kriegsende sind Raub und Restitution von Kulturgut aus jüdischem Besitz brisante Themen.
Die Ausstellung zeichnet die
historischen Abläufe, Zusammenhänge und Folgen dieses europaweiten Raubzuges der Nationalsozialisten nach. Im Mittelpunkt stehen der Weg einzelner Kulturgüter, die während der NS-Zeit ihren jüdischen BesitzerInnen entzogen wurden und die
Schicksale ihrer EigentümerInnen. Neben bekannten Namen wie der Familie Rothschild oder dem Kunsthändler Jacques Goudstikker werden auch in Vergessenheit geratene Sammlungen vorgestellt.
Die Ausstellung richtet ihren Blick auch auf die
Akteure und Profiteure des Raubes. Sie beleuchtet NS-Organisationen wie den "Sonderauftrag Linz" oder den "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" und thematisiert die unrühmliche Rolle von Museen, Bibliotheken und Kunsthändlern. Nicht zuletzt fragt die Ausstellung nach den Versäumnissen der Restitutionspolitik in den 1950er Jahren und den damals nicht befriedigten Ansprüchen, die heute die aktuelle Debatte prägen.
Wann: 19. September 2008 bis 25. Januar 2009
Wo: Altbau, 1. OG
Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro
Führungen: montags um 18:00 Uhr (ab 22. September), Führungen für Gruppen nach Terminabsprache unter: Fon 030 - 25993 305 oder
fuehrungen@jmberlin.dewww.jmberlin.de/raub-und-restitutionDas Begleitbuch zur Ausstellung: mit Essays, Artikeln zu den Hintergründen und Interviews finden Sie unter:
www.wallstein-verlag.de.
Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Raubkunst und Restitution""The Rape of Europa" (OmeU)
Documentary, USA 2006, directed by Richard Berge, Bonni Cohen, Nicole Newnham, 117 min.
"The Rape of Europa" is a documentary film that tells the
story of the theft, deliberate destruction, and miraculous survival of Europe´s art treasures in the Third Reich and Second World War. Today, the legacy of this tragic history continues as families of looted collectors recover major works of art, conservators repair battle damage, and nations fight over the fate of ill-gotten spoils of war.
European Premiere at the Jewish Museum Berlin.
Wann: Montag, 27. Oktober,19:30 Uhr
Wo: Bildungsraum 1.OG
Eintritt: frei, um Anmeldungen unter Fon 030 – 26955 100 wird gebeten
Total Manoli? – Kein Problem!
Jüdische Unternehmer in der deutschen ZigarettenindustrieDie Kabinettausstellung thematisiert am Beispiel deutsch-jüdischer Unternehmer den
rasanten Aufstieg der Zigarette im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Die Rolle von Berlin und Dresden als wichtigste Zentren der deutschen Zigarettenindustrie wird ebenso beleuchtet wie Familien- und Unternehmensgeschichte. Die Ausstellung gewährt Einblick in die innovativen Werbestrategien der Branche – die Firmen "Manoli", "Problem" und "Massary" beschäftigten namhafte Reklamekünstler wie Lucian Bernhard, Ernst Deutsch oder Leonhard Fries.
Die Ausstellung veranschaulicht sowohl den Wandel der Vermarktungsstrategien im Ersten Weltkrieg als auch den wirtschaftlichen Konzentrationsprozess in den 1920er Jahren und die "Arisierung" der wenigen noch verbliebenen Firmen im Nationalsozialismus.
Wann: 3. Juli 2008 bis 18. Januar 2009
Wo: Rafael Roth Learning Center, Libeskind-Bau UG
Eintritt: mit dem Ticket der Dauerausstellung (5 Euro, erm. 2,50 Euro)
Reflex – Design | in | vor | zwischen | SpiegelnWie grundverschieden ArchivarInnen und ProduktdesignerInnen mit einem Objekt umgehen und wie sie es darbieten, zeigt die Ausstellung "Reflex – Design | in | vor | zwischen | Spiegeln", die neun Studierende der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit dem Leo Baeck Institute New York erarbeitet haben.
Inspirationsquelle sind
Archivalien zur deutsch-jüdischen Kultur aus dem Leo Baeck Institute. Einige Entwürfe greifen die optischen Eigenschaften des Spiegels auf – mit Irritationen und Sinnestäuschungen. So sehen sich die BetrachterInnen beispielsweise unvermittelt selbst als Teil eines historischen Dokumentes. Andere Arbeiten widmen sich dem Widerspiegeln von Gedanken, Ideen und Erinnerungen.
Wann: verlängert bis 12. Oktober 2008 Wo: Eric F. Ross Gallery, Libeskind-Bau EG
Eintritt: mit dem Ticket der Dauerausstellung (5 Euro, erm. 2,50 Euro)
VeranstaltungenUrsula Mamlok – eine Berliner KomponistinSchon als Kind wollte Ursula Mamlok Komponistin werden. Doch die Möglichkeiten zu einer musikalischen Ausbildung waren für sie als Jüdin zunehmend eingeschränkt. 1939 entschlossen sich die Eltern zur Emigration, ein Stipendium führte Mamlok ein Jahr später nach New York.
Seit über 40 Jahren hat sich Mamlok der Zwölftonmusik verschrieben, heute ist sie eine der angesehensten Komponistinnen der USA. Die "Sehnsucht nach Berlin" jedoch trieb die 85-jährige zurück in ihre alte Heimat.
Den musikalischen Part des Abends übernimmt das Klenke Quartett. Die vier aus Weimar stammenden MusikerInnen verbindet eine enge künstlerische Freundschaft mit Ursula Mamlok.
In Zusammenarbeit mit den
Jüdischen Kulturtagen Berlin.
Wann: Montag, 15. September,19:00 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro
Karten: erhalten Sie an allen Vorverkaufsstellen, in der
Literaturhandlung Berlin unter Fon: 030 - 88 24 250.
Haskala – Jüdische Aufklärung
Geschichte einer kulturellen RevolutionEin bahnbrechendes Buch, das die Haskala des 18. Jahrhunderts in voller historischer Bandbreite erfasst und die spannende Entstehung des modernen jüdischen Intellektuellen schildert. Es entfaltet damit den scharfen Kulturkampf zwischen der traditionellen rabbinischen und einer neuen aufklärerisch-subversiven Elite. Prof. Shmuel Feiner, der Autor des jüngst aus dem Hebräischen übersetzten Werkes, wird es mit Dominique Bourel und Michael Brocke, dem Herausgeber, vorstellen.
Wann: Montag, 22. September, 19:00 Uhr
Wo: Altbau Auditorium EG
Eintritt: frei, Kartenreservierung unter Tel. 030 - 88 24 250
Darfur 2008: Wege aus der KriseSeit über vier Jahren werden in Darfur schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Mehr als 200.000 Menschen wurden getötet, 2,4 Millionen ZivilistInnen sind auf der Flucht. Gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch
möchte das Museum weiterhin für eine nachhaltige und dauerhafte Beschäftigung mit diesem Thema in der Öffentlichkeit sorgen.
In einer Diskussion mit ExpertenInnen soll der Frage nachgegangen werden,
warum es der internationalen Gemeinschaft nicht gelingt, die Lage zu befrieden, welche Rolle die sudanesische Regierung spielt und wie eine rechtswirksame Strafverfolgung für diese Verbrechen umgesetzt werden kann.
Mit: Salih Mahmoud Osman, Menschenrechtsanwalt im Sudan, Lotte Leicht, EU-Direktorin Human Rights Watch, Gerhart R. Baum, Bundesminister a.D., UNO Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Sudan 2001–2003
Moderation: Marianne Heuwagen, Direktorin des Deutschlandbüros Human Rights Watch.
Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Berlin in Kooperation mit Human Rights Watch.
Wann: Donnerstag, 25. September, 19:30: Uhr
Wo: Altbau Auditorium EG
Eintritt: frei, um Anmeldung wird gebeten unter Fon: 030 - 25993 435, Fax: 030 - 25993 432 oder
a.butzek@jmberlin.deHenryk M. Broder stellt sein neues Buch "Kritik der reinen Toleranz" vorDie Streitschrift von Henryk M. Broder handelt vom Risiko, tolerant zu sein. Toleranz ist eine Haltung, mit der sich viele gerne schmücken. Wenn aber "Ehrenmorde" als ganz normale Verbrechen gelten, wenn TerroristInnen zu "Widerstandskämpfern" deklariert werden und religiöse FanatikerInnen anderen mit Gewalt ihre Lebensart aufzwingen wollen, dann wird Toleranz zu einem gesellschaftlichen Selbstmord auf Raten. Unter solchen Bedingungen, so Broders These, wird Intoleranz zur Pflicht und Tugend: Intoleranz gegenüber Menschen und Kulturen, die ihrerseits nichts von Toleranz halten.
Wann: Dienstag, 07. Oktober, 19:30 Uhr
Wo: Altbau, Konzertsaal 2. OG
Eintritt: 7 Euro, erm. 5 Euro
Karten: Fon: 030 - 88 24 250
Arab Jewish Youth Orchestra -Musik aus dem MorgenlandOrientalisch klingt es und überraschend anders als ein europäisches Orchester – das Arab Jewish Youth Orchestra. Das Programm des israelischen Jugendorchesters ist eine Mischung aus Werken arabischer Komponisten, Musik der jüdischen Tradition und des europäischen Repertoires, die teilweise speziell für das Orchester arrangiert wurde. Eine Konzertmoderatorin stellt dem Publikum Orchester und Instrumente vor und begleitet die KonzertbesucherInnen dabei, sich in eine fremde Klangwelt und Tonalität einzuhören und sie zu verstehen.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Jugendorchesterverband Jeunesses Musicales Deutschland.
Wann: Freitag, 17. Oktober, 19:00 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: 5 Euro
Karten: Fon: 030 25993 488
reservierung@jmberlin.deDieter Kühn: "Gertrud Kolmar. Leben und Werk, Zeit und Tod"
Fritzi Haberlandt liest Texte von Gertrud KolmarGertrud Kolmar, geboren 1894 in Berlin, ermordet 1943 in Auschwitz, ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen LyrikerInnen. In einer Zeit, in der die Sprache den Befehlston des Dritten Reichs lernte, brachte sie den poetischen Ausdruck in neue Höhen. Wie ist es möglich, dass eine Frau, die ein unscheinbares Leben an der Seite ihres Vaters führte, Gefühle formulierte, die sie selbst nicht leben durfte?
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag.
Wann: 20. Oktober, 19:00 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
Karten: Fon: 030 25993 488
reservierung@jmberlin.deSaskia Sassen: "Migrants Moving History"History matters. It matters even more when societies become increasingly diverse – each a vessel for peoples from all over the world, and each a different type of vessel. Immigration shaped Western societies into mosaics of ethnic, cultural and social particularities. Diversity has long posed challenges to, and created opportunities for social cohesion. And it does so today, more than ever before perhaps. Two important elements are crucial within this context, political membership and structures of collective identity.
Historically citizenship has been the format for belonging and for identity.The talk by Prof. Sassen will analyze these challenges and point to future perspectives of dealing with history and citizenship in immigration societies.
Prof. Dr. Saskia Sassen is Robert S. Lynd Professor of Sociology at Columbia/New York University in New York.
The event takes place within the framework of the conference "Migration in Museums: Narratives of Diversity in Europe".
The talk will be in English.
Wann: Samstag, 25. Oktober, 19:00 Uhr
Wo: Glashof EG
Eintritt: frei,
Karten: Tel. 030 – 25993 488 oder
reservierung@jmberlin.deAlle Veranstaltungen finden statt im: Jüdischen Museum Berlin
Lindenstraße 9 – 14
10969 Berlin
Kartenreservierung: Fon: 030 - 25 993 488 oder
reservierung@jmberlin.deWeitere Informationen finden Sie unter: www.jmberlin.de